Bankenkrise 2023? Eher nicht.

Ein sehr enger Kreis von US-Banken, angeführt von der Silicon Valley Bank, ist in erhebliche Liquiditätsprobleme geraten. Liquiditätsprobleme bei Banken sind zunächst einmal nichts Ungewöhnliches. Üblicherweise merkt die Öffentlichkeit nichts davon. Man hilft sich unter Banken gerne gegenseitig aus, wenn es einmal knapp wird, und zur Not steht immer noch die Zentralbank bereit, die gegen Sicherheiten Liquidität bereitstellt.

Es heißt, der SVB sei es nicht gelungen, sich gegen einen „stillen“ Bank Run zur Wehr zu setzen, es sei ihr nicht gelungen, ihr Anlagekapital so weit und so schnell flüssig zu machen, wie die Anleger ihre Einlagen von der Bank abgezogen haben.

Die Mär, die wegen der Zinserhöhungen der FED sinkenden Kurse festverzinslicher Wertpapiere hätten dieses Loch gerissen, hört sich gut an. Doch was ist da wirklich dran? Tatsächlich haben die 10-jährigen US-Staatsanleihen seit Mai 2020 kontinuierlich an Wert verloren und stehen jetzt ungefähr wieder da, wo sie zur Jahreswende 2018/2019 notiert wurden. Ein Blick auf den Kurszettel zeigt jedoch, dass sich die hochverzinsten Langläufer immer noch deutlich über Pari bewegen, während sich die niedrigverzinsten Anleihen unterschiedlichster Restlaufzeiten im Bereich von 90 bis 100 bei einem Mittelwert von etwa 95 eingependelt haben.

Selbst wenn sich die SVB in erheblichem Maße von Staatsanleihen trennen musste, sollte sich der dabei realisierte Verlust gegenüber dem Buchwert in einem Bereich von deutlich weniger als fünf Prozent bewegt haben. Im Verhältnis zur Bilanzsumme eher nur  im Promille-Bereich. In einem breiten Portfolio ist schließlich niemand gezwungen, ausgerechnet die am schlechtesten bewerteten Papiere abzustoßen.

Und überhaupt: Dass die Einleger ihr Geld abgezogen haben, hätte die SVB unter „normalen“ Umständen leicht verhindern, bzw. bremsen können, indem sie den Einlagezins so weit erhöht hätte, dass diese Anlage für die Kunden attraktiv geblieben wäre.

Ich halte es von daher für wahrscheinlich, dass in der Aktiva weitaus größere Probleme versteckt waren als die überbewerteten Festverzinslichen, und, dass Spekulanten mit Insiderwissen am Untergang der SVB mitgewirkt haben.

Man muss in die Überlegungen auch die Frage mit einbeziehen, ob die FED den Abschied vom billigen Geld tatsächlich vollzogen haben könnte, ohne die dabei möglicherweise auftretenden Probleme bei den „staatsfinanzierenden“ Banken zu berücksichtigen. Ich halte das für ausgeschlossen. Die zeitliche Abfolge der Zinsschritte und die jeweilige Anhebung sollten den Banken ausreichend Gelegenheit gegeben haben, sich auf das sich verändernde Szenario einzustellen. Es sieht ja auch so aus, dass dies allen US-Banken, bis eben auf die SVB, gelungen wäre. Die Liquidation der Silvergate Bank, die mit der SVB gerne in einem Atemzug genannt wird, war auf die gänzlich anders gelagerten Probleme im Harakiri-Markt der Krypto-Währungen zurückzuführen.

Von daher erwarte ich im US-Bankensektor keine weiteren schwerwiegenden Folgen aus der SVB-Krise. Hier hat eine Bereinigung stattgefunden, die natürlich noch einige Wellen wirft, aber eben nicht mächtig genug, um sich zum Tsunami auszuwachsen.

Es fehlt noch ein Blick in die Schweiz, wo sich die Credit Suisse der UBS in die Arme geworfen und dabei noch Staatsgarantien im Umfang von 9 Milliarden zur Abdeckung etwaiger Verluste und insgesamt 200 Milliarden Liquiditätshilfen als Aussteuer mitgebracht hat.

Beobachter gehen davon aus, dass diese Übernahme einen Synergie-Effekt in Höhe von rund 10.000 nicht mehr benötigten Arbeitsplätzen mit sich bringt, was sich mit mindestens einer Milliarde Franken jährlich in den Erträgen niederschlagen dürfte und zugleich der neuen Großbank – einige sprechen von einer Monsterbank mit einer Bilanzssumme von 1,5 Billionen Franken – ein Zins- und Konditionen-Monopol auf dem schweizer Kapitalmarkt beschert.

Schöner hätte es also doch gar nicht laufen können.

Die Credit Suisse war schon länger in Schieflage. Das Management hat sich mehr als einmal verzockt, aber warum die CS urplötzlich am Abgrund stand und im Hauruck-Verfahren gerettet werden musste, konnte ich bislang nicht herausfinden.

Die zeitliche Nähe zum Untergang der Silicon Valley Bank nährt jedoch den Verdacht, das vor dem Hintergrund einer weltweit an die Wand gemalten Gefahr einer neuen Finanzkrise genau dieses Ereignis genutzt wurde, um die Credit Suisse durch eine staatlich verfügte Rettung vom Markt verschwinden zu lassen.

Eine feindliche Übernahme durch die UBS wäre sehr viel riskanter gewesen und vor allem auch sehr viel teurer geworden.

Das war es dann in der Schweiz.

An den Börsen erlebten die Bankaktien (anstandshalber?) einen kleinen Kursrutsch, der aber bereits weitgehend wieder ausgebügelt ist.

Ich kann daher nichts anderes erkennen als zwei singuläre Ereignisse, von denen das zweite womöglich absichtlich in zeitlicher Nähe zum ersten ausgelöst wurde.

Als Vorzeichen für den lange erwarteten großen Crash,

  • ob nun in Verbindung mit dem Untergang des Dollars als Welt-Leitwährung,
  • in Verbindung mit den weltweit weiter ansteigenden Staatsschulden,
  • in Verbindung mit der der wachsenden Inflationsangst im Westen,
  • in Verbindung mit den Risiken des Klimawandels oder
  • in Verbindung mit der Ausweitung des US-Handelskrieges gegen EU, Russland und China

kann ich SVB und CS nicht einordnen.

Aber das ist nur mein Blick in die Glaskugel. Blind darauf verlassen sollte sich niemand.